Explosionen setzen Energie frei. Das könnte auch für den öffentlichen Ausbruch des frühen VG-Bürgermeisters Thomas Bungert gelten. Bungert tobt in einem offenen Brief 1273 Wörter lang über die verfahrene Situation der Loreley-Kliniken. Der Jurist führte bis Ende des Jahres die Verwaltung der damaligen Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel und erlebt das Drama aus nächster Nähe mit. Noch heute berät er ehrenamtlich die kommunalen Gesellschafter.
Bungert ist nach wie vor Mitglied im Simmerner Kreistag. In der CDU-Fraktion spielt er eine Schlüsselrolle. Sein Einfluss könnte entscheiden, ob die SPD-Opposition mit ihrer Forderung weiterkommt, die Kliniken durch den Staat zu retten. Fraglich ist nur, durch welchen Teil des Staats: Noch schieben sich Land und Kreis gegenseitig den schwarzen Peter zu. Bungerts öffentlicher Ausbruch steckt voller Seitenhiebe auf die SPD und die Landesregierung, aber der wichtigste Satz ist:
Sollte es auch nur einen realistischen Hauch der … genannten
Instrumentarien des Gesundheitsministeriums geben, werde ich persönlich gerne in meiner Fraktion zu einer positiven Entscheidung beitragen.
Die Landesregierung müsste jetzt erklären, welche Unterstützung sie leisten möchte. Momentan bleibt das Sozialministerium vage. Einerseits plant es die Krankenhäuser in St. Goar und Oberwesel weiter ein, andererseits heißt es auf Anfrage von Mittelrheingold, man könne weder „subventionieren“ noch „garantieren“. Zuständig sei der Kreis.
Die Zeit drängt, weil am kommenden Donnerstag die nächste Gesellschafterversammlung der Krankenhausgesellschaft ansteht. Hier würde der Haupteigentümer Marienhaus vermutlich die Schließung beantragen und durchsetzen.
Gegenüber im Rhein-Lahn-Kreis läuft es runder. Hier hat die Kreisverwaltung gerade einen zentrale Koordinierungsstelle für Krankenhäuser und Ärzte eingerichtet und bündelt alle verfügbaren Kräfte gegen Corona. Facebook (Bungert-Brief auf der Facebook-Seite seiner Frau), Rhein-Zeitung (Rhein-Lahn)
Der OB Feser wusste bereits im Frühsommer, dass die Kliniken geschlossen werden sollen. Demzufolge wird es sein Büroleiter Jürgen Port ebenfalls gewusst haben. Ich kaufe Herr Bungert nicht ab, dass ihn die Schließungsabsicht, die das Marienhaus im Herbst verkündete, überrascht hat. Er hat nichts getan, um die Zerstörung der Infrastruktur aufzuhalten. Er hat die Gesellschafterprotokolle und damit auch die Millionen-Ausleihen aus dem Vermögen des Krankenhauses über Jahre durch gewunken. Er hat zugelassen, dass die GmbH-Geschäftsführung mit einer noch fix überarbeiteten Geschäftsordnung weitreichende Befugnisse im Außenverhältnis erhalten hat, um die Kliniken auszuräubern: Mitarbeiter, Geräte, Maschinen, Materialien wurden in andere Häuser der MH-Gruppe verteilt und während bei uns die Lichter ausgingen, haben die Minderheitsgesellschafter die falschen Signale und auf die falschen Pferde gesetzt – vielleicht um die aufgebrachte Bevölkerung ruhig zu stellen, ebenso wie das „kleine virtuelle Gallische Dorf des Widerstands“, mit dem keiner der Verantwortlichen gerechnet hat. Wir brauchen jetzt kein politisches Gezänk sondern einen sofortigen Aktionsplan, um die Kliniken wieder handlungsfähig zu machen! Hierzu erwarte ich eine klare Anweisung von Malu Dreyer und ihrem Gesundheitsministerium. Austausch der Geschäftsführung durch (ggf.) Interimsmanager, Etablierung eines Aufsichtsrates, der aus kompetenten Fachleuten und nicht aus Parteifreunden besteht, die kaufmännisches Wissen haben, Rückführung aller notwendigen Gerätschaften, um die Geschäftstätigkeit vollumfänglich aufnehmen zu können. Für die Zukunft kann man über die Gründung einer Stiftung o.ä. nachdenken, die Anteile an der Gesellschaft übernehmen könnte. Nur eins ist ganz klar: Raus mit dem Marienhaus – und zwar komplett und für alle Zeit!