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Bücher statt Bier: Boppard gibt die Burg-Gastronomie auf

Blick auf Boppard. Foto: Friedrich Gier / Romantischer Rhein Tourismus

Die Burg im Rücken, den Rhein im Blick und nur wenige Schritte bis zum Wasser: Für ein Abendessen im Welterbetal gibt es keinen besseren Ort als den Bopparder Burgplatz. Allerdings sollte man sich Stullen mitbringen, denn die Pläne für eine städtische Burg-Gastronomie sind endgültig gescheitert. Es gibt im Gebäude zwar eine perfekt ausgestattete Profi-Küche und jede Menge Platz, aber keinen Pächter. 2 Gastronomen sind nacheinander gescheitert. Zuerst versucht der Bopparder Winzer Michael Schneider sein Glück. Er öffnete im Sommer 2018 in der Burg das „Weinhaus Richard von Cornwall“. Ein Jahr später war Schluss, wegen „Personalmangel in Küche und Service“, wie es hieß. Dann kam der Odenwälder Gastronom Özay Salim. Er machte aus dem Weinhaus ein „Königliches Bierhaus“, eröffnete aber zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt kurz vor dem ersten Lockdown. Salim, ein begnadeter Selbstdarsteller, schaffte es während der Pandemie sogar ins Privatfernsehen und holte „Kabel-1“-Koch Frank Rosin für eine TV-Reportage nach Boppard, aber der Betrieb kam nie wieder richtig auf die Beine. Salim verließ die Burg nicht in herzlichstem Einvernehmen mit der Stadt und Bürgermeister Jörg Haseneier gab die Suche nach einem Nachfolger irgendwann auf. Gastro-Experten halten das städtische Investment in die Burg-Küche ohnehin für überdimensioniert. Das Anwesen gilt als zu groß und zu teuer, um es rentabel zu betreiben. Nach einem früheren „RZ“-Bericht kosteten Strom und Gas schon vor der Energiekrise 5.500 Euro pro Monat, dazu kommt der verschärfte Fachkräftemangel. Jetzt soll die Bopparder Stadtbibliothek dort einziehen. Leiterin Sonja Weinert will die Bibliothek dort vom – O-Ton – „Büchereiaufbewahrungsort“ zum Kulturzentrum weiterentwickeln. Bingen geht einen ähnlichen Weg. In Boppard würde es auch räumlich gut passen, denn in der Burg ist bereits das städtische Museum untergebracht. Vielleicht ist sogar ein bisschen Gastronomie möglich – in Form einer kleinen Kultur-Cafeteria. Zuerst muss die Stadt aber nochmals Geld in die Hand nehmen. Laut „RZ“ kostet der Umbau mehr als 200.000 Euro. In die Sanierung der Burg waren zuvor rund 13 Millionen Euro geflossen. Rhein-Zeitung (€), YouTube („Rosins Restaurants“ auf Kabel 1, Sommer 2020)
Boppard-Foto: Friedrich Gier

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4 Gedanken zu „Bücher statt Bier: Boppard gibt die Burg-Gastronomie auf“

  1. Dass das Konzept der Neugestaltung im Erdgeschoss der Kurfürstlichen Burg keine Gastronomie mehr vorsieht, ist eine Falschinformation. Zwar ist die Einrichtung einer Bibliothek in den großen Räumen nun beschlossene Sache, aber zusätzlich soll es in den kleineren Räumen auch ein dem Gesamtkonzept des Museums entsprechendes Kulturcafé oder ähnliches geben. Ich weiß zwar nicht, ob es da Stullen geben wird, aber verhungern wird man jedenfalls nicht. 🙂

  2. Lieber Frank Kunert, vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben recht und es sollte eigentlich auch so im Text stehen. Aber wohl nicht klar genug. 🙁 Ja, eine Cafeteria ist möglich, aber die große Gastronomie-Lösung wie 2018 leider Geschichte. Ich habe damals selber bei Michael Schneider gesessen und fand es wunderbar. Schade, dass es nicht funktioniert hat. Herzliche Grüße nach Boppard!

    • Danke für Ihre Antwort! Ich denke, man wird sich über die Planung einer räumlich kleiner ausgelegten Gastronomie konstruktive Gedanken machen und eine Lösung finden, die eine realistischere Chance hat, einen längeren Zeitraum zu überleben. Wie ich es verstanden habe, soll es durchaus auch am Abend hierfür ein Angebot geben. Auch wenn es seinerzeit für viele Gäste bestimmt ein sehr schönes Erlebnis im Restaurant war, so hatte ich oft den Eindruck, dass die Gastronomie zu wenig mit dem Museum kooperierte – so, wie es oft in anderen Häusern praktiziert wird und meiner Ansicht auch sein sollte. Für das neue Gesamtkonzept wäre das Thema Kultur, das die einzelnen Bestandteile Museum, Bibliothek, Shop und Gastronomie verbindet, für mein Empfinden sehr wünschenswert. Damit könnte man auch größere Synergieeffekte erzeugen. Herzliche Grüße zurück aus Boppard! 🙂

  3. Bücher statt Bier ist ja keine abzulehnende Idee, wenn man an das Prinzip von geistiger Nachhaltigkeit denkt. Rund um die Burg gibt es zudem ausreichende Möglichkeiten, sich mit Bier und Wein zu versorgen. Die Burg eher in Richtung Bildung weiter zu entwickeln, einen Treffpunkt im Zentrum der Stadt für Bürger und Touristen zu schaffen, muss man daher nicht mit einer irreführenden Überschrift versehen. Denn ein gastronomisches Angebot soll es ja weiterhin dort geben, aber eines, dass in der Praxis an diesem Ort auch umsetzbar ist und nicht einen weiteren Pächter scheitern lässt.
    Also freuen wir uns auf ein innovatives Konzept, das die Burg weiter belebt, den Leerstand sinnvoll beenden kann und einen positiven Akzent auch für die BUGA setzen kann.

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