Die geplante Rheinvertiefung bringt Bacharach auf die Barrikaden. Wassersportler, Touristiker und Kommunalpolitiker befürchten eine Industrialisierung des Stroms mitten im Welterbetal, wenn die Fahrrinne ausgefräst wird und neue Längs- und Querwerke immer mehr Wasser vom Ufer wegleiten. Das Projekt des Bundesverkehrsministeriums könnte Teile des Flusstals in eine Art Schlamm- und Wattenmeer verwandeln, ein Paradies für Stechmücken schaffen und allen Sportangeboten inklusive der gerade entstehenden Rafting-Szene ein Ende machen, heißt es. Der Rhein werde zur „Schiffsautobahn“, zitiert die „AZ“ Norbert Mießner vom Bacharacher Ruderverein. Hilfe erhofft man sich u. a. vom einflussreiche Rheinische nVerein für Denkmalschutz und Landespflege. Die bundeseigene Wasserstraßenverwaltung will mit der Rheinvertiefung – sie nennt es „Abladeoptimierung“ – Frachtschifffahrt auch bei extremem Niedrigwasser ermöglichen. Über Sinn der Maßnahme gibt es unterschiedliche Ansichten. Der Chemiekonzern BASF setzt z. B. auf neuartige Schiffstypen mit besonders niedrigem Tiefgang. Ein solcher Tanker käme sogar bei 30 cm Kauber Pegel mit 650 Tonnen Ladung durch. Allgemeine Zeitung, Abladeoptimierung Mittelrhein (Info-Website des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes), Mittelrheingold (BASF-Tanker)
Der Fuchs und das Filetstück
Apropos Rhein. In Bingen räumt der Baustoffkonzern Heidelberg Cement einen großen Uferabschnitt im Stadtteil Kempten, denn der Pachtvertrag läuft zum Jahresende aus. Die attraktive Lage am Strom macht im Binger Rathaus rote Ohren. Die Stadt würde das Areal gerne als Wohnmobil-Stellplatz oder für Wohnungsbau nutzen. Zuerst müsste aber die kühl kalkulierende Mitbesitzerin Ursula Fuchs („Sansdfuchs“) überzeugt werden. Laut „AZ“ mag Fuchs noch nicht einmal die Präsenz der DLRG-Wasserrettungstation auf dem Gelände garantieren. O-Ton: „Ob der Verein bleiben kann, das ist von der sozialen Einstellung des künftigen Mieters abhängig“. Allgemeine Zeitung
Ein Kloster gibt auf
„Pfaffengasse“ nannte man das Rheinland früher, weil an jeder Ecke eine Kirche stand, ein Kloster zu sehen war oder ein (katholisches) Bistum begann. Kirchen und Bistümer gibt es immer noch, Klöster sind Mangelware. Im kommenden Jahr wird ein weiteres geschlossen, das Oblatenkloster St. Rupert auf dem Binger Rochusberg. Derzeit leben dort nur noch 2 Mönche, beide im Rentenalter. Die Immobilie fällt an die katholische Kirchengemeinde Bingen. Was daraus wird, ist unklar. Der Binger Pfarrer Markus Lerchl hat schon jetzt mehr als genug Häuser am Bein. Weil die spärlicher fließenden Kichensteuern nicht reichen, um alles zu unterhalten, muss der Binger Kirchenbesitz über kurz oder lang neu organisiert oder teilweise verkauft werden. Allgemeine Zeitung, Oblaten-Orden
Der Boch-Zug rollt
„Wenn 2 zu doof sind, freut sich der Dritte“, titelte die „Hamburger Morgenpost“ im Juli mit dem Foto eines grienenden Olaf Scholz. Damals galt es noch als so gut wie sicher, dass Scholz keine Chance hat und die CDU den nächsten Bundeskanzler stellt. Bekanntlich kam es anders. Die Uneinigkeit der Union könnte auch im vermeintlich konservativen Rhein-Hunsrück-Kreis für eine Überraschung sorgen. Die Partei geht tief gespalten in die anstehende Landratswahl, weil der offizielle CDU-Kandidat gegen die amtierende CDU-Verwaltungschefin Rita Lanius-Heck aus Oberwesel antritt. Die SPD hat zwar überhaupt keinen eigenen Kandidaten, unterstützt aber den unabhängigen Bewerber Volker Boch. Boch, hauptberuflich Redakteur der „Rhein-Zeitung“, bekam beim Treffen der SPD-Delegierten am Wochenende 100 (!) Prozent der Stimmen. Die Wahl findet am 16. Januar statt. Es geht um die Nachfolge von Marlon Bröhr, der mittlerweile im Bundestag sitzt. Rhein-Zeitung
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