Redaktion

Arm, sexy, unregierbar

Foto: Andreas Pacek, fototour-deutschland.de/Romantischer Rhein Tourismus GmbH (CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Die Amtszeiten italienischer Ministerpräsidenten sind eine traditionelle Messgröße für politisch-parlamentarisches Chaos. Lange dachte man, dass St. Goarshausen mit Rom mithalten kann, aber jetzt wissen wir: es ist noch schlimmer. Mit Anna Maria Ledwinka hat am Mittwoch das fünfte Stadtoberhaupt in 8 Jahren den Schreibtisch geräumt. Die ehrenamtliche Stadtbürgermeisterin war erst im vergangenen Sommer mit überwältigender Mehrheit gewählt worden. Ihren Rücktritt nach 8 Monaten begründet sie mit unlösbaren Konflikten und Meinungsverschiedenheiten „im inneren Kreis“ der Beigeordneten und Teilen der Fraktion. O-Ton: „Das Amt der Stadtbürgermeisterin in dieser Form fortzuführen, hätte auf Dauer zu viel Kraft gekostet – auch im Hinblick auf meine Gesundheit und meine Familie.“ Vor Ledwinka amtierten Nico Busch (2020 – 2024, abgewählt), Matthias Pflugradt (2019-2020, Rücktritt), Manfred Baumert (2017-2019, abgewählt) und Heinz-Peter Mertens (2014-2017, Rücktritt). Jetzt wird eine neue Neuwahl nötig -falls sich jemand findet. Es wäre der 6. Bürgermeister seit 2017. Italien hatte im selben Zeitraum nur 4 Ministerpräsidenten. Wirklich witzig ist das alles nicht. „Ich sollte und kann meine persönliche Meinung zur Situation in Sankt Goarshausen nicht kundtun, es ist trotzdem bedenklich, dass dort seit Jahren keine Ruhe einkehrt“, schreibt Ledwinkas Amtskollege Elias Metz, Ortsbürgermeister der Nachbargemeinde Bornich, auf Facebook. Er habe „großen Respekt“ vor ihrer Entscheidung. Metz sieht ein grundsätzliches Problem in Rheinland-Pfalz: „Das System Ehrenamtlicher Bürgermeister ist gescheitert und es benötigt dringend eine Erneuerung“. BEN-Kurier, Facebook (Elias Metz)
Foto: Andreas Pacek, fototour-deutschland.de / Romantischer Rhein Tourismus GmbH / CC BY 4.0

Die Camping-Schwestern von Oberwesel

Miriam Hensel, 33, und Debora Wessling, 28, stammen aus Oberwesel, sind Geschwister und haben seit März die besten Berufsaussichten, die es gibt: Arbeiten mit Rheinblick direkt am Stromkilometer 549. Seit März betreiben sie als Quereinsteigerinnen den Campingplatz in ihrer Heimatstadt. Hensel kündigte dafür ihren Job als Gemeindereferentin in Stuttgart, Wessling dimmte ihre Stelle als Hebamme herunter. Statt Kirchengemeinde und Kreißsaaal betreuen sie jetzt rund 50 Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwägen plus Infrastruktur und kleinem Food-Truck. Eine TV-Reportage lässt ahnen, wo das alles hinführt – zu einer kleinen, aber feinen Campinganlage mit familiärer Atmosphäre, regionalen Angeboten und zeitgemäßem Geschmack. SWR (Video)

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1 Gedanke zu „Arm, sexy, unregierbar“

  1. Alles auf den Stadtrat zu schieben, ist ja auch sehr einfach. Sich aber mal an die eigene Nase zu fassen, dass man von Anfang an der Aufgabe nicht gewachsen und völlig überfordert war, ist auch ein großes Stück der Wahrheit!

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