Corona macht die territoriale Zersplitterung am Mittelrhein so deutlich wie selten. Von den 5 Landkreisen, die ins Welterbetal hineinreichen, haben 2 nächtliche Ausgangssperren verhängt: Zuerst der Kreis Mayen-Koblenz (Rhens, Brey, Spay), der mit einer 7-Tages-Inzidenz von 146,4 den regionalen Negativrekord hält. Dann der Rhein-Hunsrück-Kreis, der zuletzt zwar wieder unter die 100er Marke gefallen ist, aber trotzdem die Notbremse ziehen musste. Dadurch ergibt sich z. B. die kuriose Situation, dass abendliche Spaziergänge rund um den Bacharacher Höhenort Henschhausen nur auf Bacharacher Territorium problemlos möglich sind – wenige Meter weiter beginnt der Rhein-Hunsrück-Kreis und damit die Ausgangssperre. Aber was heißt schon „Ausgangssperre“ – in Frankreich wäre man schon dankbar für das, was in Oberwesel oder St. Goar immer noch möglich ist. Franzosen dürfen sich nicht weiter als 10 Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernen und ab 19 Uhr gar nicht mehr vor die Tür. Zwischen Koblenz und Oberwesel herrschen innerdeutsche Reisefreiheit und eine „Ausgangssperre“ ab 21 Uhr mit Ausnahmen – z.B. für Besuche naher Verwandter oder die Jagd.
Das Henschhausen-Kuriosum könnte bald zu Ende sein, denn bei steigenden Infektionszahlen drohen auch im Kreis Mainz-Bingen härtere Maßnahmen. Gegenüber auf der rechten Rheinseite ist man noch nicht ganz so weit: Der Rhein-Lahn-Kreis meldet 94,9 Infizierte pro 100.000 Einwohner und der hessische Rheingau-Taunus-Kreis liegt bei 79,6. Dort war ein Versuch der Stadt Rüdesheim gescheitert, als Modellkommune nach Tübinger Vorbild zu lockern.
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