Die Ergebnisse der bundesweiten Volkszählung („Zensus“) 2022 sind da. Die Zahlen für das Mittelrheintal zeigen Erstaunliches. Einzelne Kommunen haben demnach deutlich weniger Einwohner als gedacht. Das gilt vor allem für Bingen, nach Koblenz die größte Stadt im Welterbetal. Hier lebten am Stichtag 15. Mai 2022 exakt 24802 Menschen. Das sind 2339 weniger als in der bisherigen Statistik ausgewiesen. Die größte prozentuale Abweichung gibt es in Bacharach. Dort fehlen im Vergleich zwischen Volkszählung und Melderegisterstatistik 262 Einwohner, ein Minus von 14,2 Prozent. Die Volkszählung kommt auf eine tatsächliche Einwohnerzahl von 1572. Die Unterschiede in Bingen und Bacharach sind deutlich größer als im bundesweiten Durchschnitt. Anderswo sind die Abweichungen eher kosmetischer Natur. So ist Rüdesheim laut Zensus doch keine 10.000-Einwohner-Stadt – zumindest fehlten am Stichtag 15. Mai 2022 genau 301 Einwohner, um die zuvor schon gefeierte Marke zu erreichen. Die Zahlen-Konfusion kommt meistens durch fehlende Abmeldungen zustande: Menschen ziehen weg, ohne es den Behörden mitzuteilen und existieren dann als Karteileichen weiter. Es gibt auch den umgekehrten Effekt. Oberwesel etwa verzeichnet 5 Einwohner mehr als bisher ausgewiesen. Mit 2912 Menschen liegt die Stadt in der Liste der ehrenamtlich verwalteten Kommunen am Oberen Mittelrhein auf Platz 3 hinter Braubach (3005) und Rhens (2948). Zum Vergleich: Lorch, nach hessischem Kommunalrecht noch komplett eigenständig und hauptamtlich geführt, zählt 3857 Einwohner. Gleich nebenan, aber schon auf rheinland-pfälzischem Gebiet, gibt es übrigens die kleinste Gemeinde im Welterbetal. In Sauerthal lebten am Stichtag 140 Seelen. Dem Rekordhalter fehlt jetzt nur noch ein Bürgermeister – für die Urwahl am 9. Juni hatte sich niemand gefunden. Statistik Rheinland-Pfalz (mit Excel-Tabelle für alle Kommunen in RLP), Zensus 2022 (Bundes-Seite mit Ergebnissen für Rüdesheim und Lorch)
Foto: Torsten Silz / Stadt Bingen
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