Die „Rhein-Zeitung“ macht Stimmung gegen Buga-Geschäftsführer Sven Stimac und spekuliert über eine mögliche Absage der Bundesgartenschau. Unter dem Titel „Wird die Buga am Mittelrhein zum Fiasko?“ ist in der Montagsausgabe ein Art öffentliche Hinrichtung erschienen. Autor Michael Stoll versucht dort in einem ganzseitigen Artikel nachzuweisen, dass Stimac fachlich und als Führungskraft ungeeignet ist, keinen Plan hat und keine Probleme löst. Einiges geht unter die Gürtellinie, manches widerspricht sich – so wird Stimac im selben Text einmal als aufbrausend und einmal als emotionslos beschrieben. Journalistisch hat sich Stoll in jedem Fall verhoben. Er beruft sich auf Gerüchte, auf „Insider“ und anonyme Bürgermeister, kann aber Stimacs Alleinschuld an der Krise nicht nachweisen. Vor allem hat er es versäumt, den Buga-Chef mit seinen Recherchen zu konfrontieren und ihm die Gelegenheit zu geben, darauf zu reagieren. Im Artikel kommt Stimac nicht zu Wort, es gibt auch keinen Hinweis auf eine Anfrage an sein Büro, die redaktionellen Standards entsprochen hätte. Der „RZ“-Reporter weiß, dass bei derart intensiv ausgebreiteten Vorwürfen beide Seiten gehört werden müssen. Danach gehandelt hat er offenbar nicht. Laut Buga-Kommunikationschefin Wiebke Neumann wurde Stimac „nicht mit den Vorwürfen konfrontiert und ihm auch keine Gelegenheit gegeben, seine Sicht der Dinge darzulegen.“ Sollte Stimac also wirklich professionelle Defizite aufweisen, könnte er Stoll zur Nachhilfe begleiten. Der Artikel beschädigt aber nicht nur das Objekt und den Urheber der Berichterstattung, sondern die gesamte Buga und alle, die sich dafür engagieren, egal, ob bezahlt oder ehrenamtlich. Klar ist, dass die gesamte Projektorganisation ein massives Problem hat. Es scheint so groß zu sein, dass ein Sündenbock gebraucht wird. Stimac ist der ideale Kandidat. Er gilt als wenig diplomatisch, ist fremd am Mittelrhein, kennt die regionalen Finessen nicht und ist früher oder später sowieso wieder weg. Die Rolle der Buga-Gremien zu hinterfragen ist anstrengender – auch für die „RZ“. Über ein Dutzend Mitentscheider sitzen zum Beispiel im Aufsichtsrat der Buga 2029 GmbH, darunter Mittelrhein-Promis wie Mike Weiland (Verbandsgemeinde Loreley) und David Langner (Stadt Koblenz), den Vorsitz hat der frühere Lahnsteiner Oberbürgermeister Peter Labonte, auch erst ein langjähriger Wegbegleiter der „RZ“. Inwieweit das Gremium kontrolliert, gewarnt oder beraten hat, ist unklar. Besonders aktiv scheint es nicht zu sein – man tagt zweimal jährlich. Rhein-Zeitung (€)
Foto des Tages
Jetzt den Mittelrheingold-Newsletter abonnieren
Mittelrheingold Auslese: Jeden Freitag die wichtigsten Mittelrhein-Themen auf einen Blick. Hier geht’s zum kostenlosen Abo.
Whataboutism
Stoll mag Recht haben oder Unrecht. Der Rheinzeitung aber vorzuwerfen, im ersten Schlag die internen Strukturen der Buga nicht zu durchdringen bringt aber meiner Meinung nach nicht viel, denn: Stimac ist der Chef und damit nach außen hin erstmal verantwortlich. Dass es Probleme gibt, da scheinen sich ja die meisten einig zu sein. Wozu also der (neudeutsch:) „Whataboutism“ bzgl. der diversen Gremien und Beteiligungen irgendwelcher Politiker*innen?
Transparenzhinweis?
Außerdem ist, denke ich, ein Transparenzhinweis im obigen MRG-Artikel angebracht, nämlich der, dass eine Partnerschaft mit der Buga besteht.
Sowohl aufbrausend als auch emotionslos zu sein ist jedenfalls nicht grundsätzlich ein Widerspruch, es kann ja in verschiedenen Situationen sein. Auch ist die Aussage, der RZ-Artikel werfe Stimac eine Alleinschuld vor, fragwürdig, für so eine Absolutaussage reicht ein „es-gibt-Probleme-und-er-ist-der-Chef“-Artikel nicht. Außerdem handelt es sich ja klar um einen Meinungsartikel, an den werden andere Ansprüche gestellt als an eine Recherche.
Die Möglichkeit, zu Stolls Gedankenanstoß öffentlich Stellung zu beziehen hat Stimac jedenfalls, die Buga betreibt ihren Blog und berichtet dort, eher selektiv und in blumigen Worten, von ihrer Arbeit, dort oder in Form einer Pressemitteilung kann Stimac selbstverständlich reagieren. Mich persönlich würden mehr Informationen zu geplanten Kostenrahmen und insgesamt die Detailplanung des Projektes interessieren.
Henne-Ei
Der obige MRG-Artikel behauptet, dass die Kritik am Chef letztlich die Buga selbst und damit irgendwelche Engagierten Personen trifft, aber genau das ist doch jetzt konträr zur Aussage, dass Stoll es sich mit seiner Kritik zu leicht gemacht habe. Warum soll sich eine ehrenamtliche Person, die versucht, ihr Herzensprojekt mit der Buga zu verknüpfen, von Stolls Kritik an deren Chef angesprochen oder in Frage gestellt fühlen?
Wofür Stimac aber definitiv nichts kann, ist, dass das Projekt in der vorgegebenen Form schwer zum Erfolg zu bringen ist. Die Region ist strukturschwach, Engagierte schlecht vernetzt, der Anspruch an das Projekt (wir Pumpen ein paar Millionen in die Buga und bekommen lebenswerte Ortskerne, Infrastruktur, neue Regionalidentität, Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region, einen ganzen Sommer lang Blumenparty, neue und qualitative Unterkünfte, die Brückenfrage löst sich in Luft auf,…) viel zu groß. Dennoch hat er sich entschieden, diese Aufgabe federführend zu übernehmen, das kann u.A. auf Problemunterschätzung, Selbstüberschätzung, oder die Bereitschaft, zu scheitern um danach eben etwas Anderes zu arbeiten, schließen lassen.
Danke für Ihren Kommentar, lieber Herr Bardo. Lassen Sie mich zuerst eines klarstellen: Das Buga-Logo auf der Seite bedeutet nicht, dass die Buga Mittelrheingold finanziert. Mittelrheingold unterstützt die Idee einer Buga für das ganze Tal, ist aber weder Anzeigenkunde noch Geldempfänger noch Teil der Organisation. Weil es keine Nähe zu Herrn Stimac gibt, kann ich mir auch kein Urteil über seinen Management-Stil erlauben. Ich sehe nur, dass die Buga mit ihrem Hauhalt nicht auskommt und dass öffentliche Geld nachgeschossen werden müssen. Das ist seit Sommer bekannt und kann auch niemanden verwundern, wir alle kennen ja die Inflationsraten und die explodierenden Baupreise seit 2020. Stimac kam Mitte 2022, als jedem Aufsichrsrat und jedem einzelnen Bürgermeister klar sein musste, dass das Geld nicht reicht. Wenn darüber nicht von Anfang an geredet wurde und unter diesen Umständen Herrn Stimac nicht auf die Finger geschaut wurde, dann stellt sich die Frage, wozu ein Aufsichtsrat da ist. Was den Artikel von Herrn Stoll angeht: Ein Kommentar ist es erkennbar nicht. Herr Stoll legt ja nicht offen und transparent seine Meinung dar („Ich finde, dass …. weil“) , sondern er erzählt eine sehr subjektiv gefärbte Geschichte. Wenn ich etwas enthüllen will, ist diese Subjektivität normal, es geht ja, darum etwas Negatives aufzudecken, ich muss also werten, das ist absolut legitim. Aber gerade dann – und vor allem, wenn es ins Persönliche abgeleitet („HB-Männchen“) – hört sich ein seriöser Rechercheur auch die andere Seite an. Das unterscheidet die journalistisch saubere Enthüllungsgeschichte von der einseitigen Polemik. Jeder Journalist macht Fehler, ich sowieso. Aber hier geht es um einen krassen Verstoß gegen grundsätzliche Standards.
Warum ich die öffentliche Schlammschlacht problematisch finde: Die „RZ“ wird offensichtlich von Insidern aus dem Aufsichtsrat und oder dem Zweckverband munitioniert. Selbst das Gehalt von Herrn Stimac wurde durchgestochen. Das spricht nicht dafür, dass man in den entscheidenden Gremien vertauensvoll und verantwortungsbewusst zusammenarbeitet. Es deutet eher darauf hin, man von eigenen Fehlern ablenken möchte, dass sich jetzt rettet, wer kann und dass die Zukunft der Buga so fraglich ist wie noch nie. Das sind alles keine guten Nachrichten und es wird mittelfristig zu einem verheerenden bundesweiten Medienecho führen. Wenn die Buga nicht mehr bezahlbar ist – keine Ahnung, ob das stimmt – dann ist das schlimm genug. Aber dann sollte man sich ehrlich machen so ein Projekt mit Anstand und nicht mit einer Schlammschlacht und gezielten Indiskretionen abwickeln.
Danke für Ihre Information bzgl. der Beziehung MRG-Buga, dieses Banner habe ich eindeutig als Werbebanner missverstanden, es tut mir Leid, das in meinem Kommentar falsch dargestellt zu haben.
Der Artikel von Stoll ist für mich eher belanglos, solche persönlichen Anfeindungen disqualifizieren ihn als Recherche und substanzlose, weil nicht nachgewiesene, Beleidigungen bzw. Vorwürfe, kann ich nicht ernst nehmen. Sie haben wahrscheinlich Recht, dass es nicht allen so geht, dass es für Herrn Stimac nicht angenehm ist, in einem Medium mit der Reichweite der Rheinzeitung so dargestellt zu werden und dass es zum negativen Grundtenor bzgl. der Buga beiträgt.
Wenn ich Ihre Mission richtig verstehe, ist es so, dass Sie Versuchen, zu verknüpfen, was nicht verknüpft ist, Neuigkeiten und Entwicklungen, Beiträge aus der Region oder über die Region zu bündeln. Das ist toll, denn in den verschiedenen anderen, kleinteilig nach Kreis, Land, Rheinseite, usw. differenzierenden Medien kommt das viel zu kurz. Ihre Sicht, dass möglicherweise durch die Vorwürfe eine vorgeschobener Grund geschaffen werden soll, das Projekt zu beenden, bevor es scheitert, ist nachvollziehbar.
Ich denke, die Gemengelage ist komplex, die Buga sollte so ein Hoffnungsprojekt sein, einen Fokuspunkt in der Zukunft bilden, um schon auf dem Weg dahin die Region zu einen. Die Interessen verschiedener Beteiligter Personen und Institutionen überschneiden sich dabei aber nicht ausreichend, um das Projekt so möglich werden zu lassen. Die Vernetzung hat, trotz der inzwischen seit Jahren andauernden Vorbereitungen und Planungstreffen, Bürgerbeteiligungen, etc., nicht in dem Umfang stattgefunden, wie man sich das gewünscht hatte, den Partikularinteressen etwa der Kommunen gerechtzuwerden verlangt nach sehr viel mehr Geld, das die Hauptfinanziers aber dafür nicht bereitstellen können oder wollen und: Dadurch, dass es eben keine ausreichende Identifizierung mit der Region als Ganzes gibt, sind die, deren Dorf in ihren Augen nicht ausreichend Beachtung findet, nicht zufrieden und können den Nachbarn nicht die Investition in deren Bereich gönnen.
Es ist schwierig, Fehler einzugestehen und ich stimme Ihnen zu, dass das nötig ist. Eine geschlossene Erklärung aller Beteiligten, Landesregierung-Geschäftsführer-Aufsichtsrat, zum weiteren Verfahren mit der Buga ist wünschenswert. Vielleicht besteht dann noch die Chance, sie neu zu definieren, die Bugaorte zu reduzieren, das Geld aufzustocken, die ganze Veranstaltung abzublasen, o.Ä.
Sie haben recht, das Logo kann tatsächlich als Werbebanner missverstanden werden. Genau genommen war es bis vor einigen Jahren auch so, denn die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz hat den Aufbau von Mittelrheingold im Sinne des Buga-Gedankens damals gefördert. Jetzt ist es gut, dass keine Geschäftsbeziehungen zur Buga GmbH bestehen und über den Fall Sven Stimac unabhängig berichtet werden kann. Das Logo ist drin geblieben, weil ich den Gedanke einer flussübergreifenden Bundesgartenschau nach wie vor für gut und richtig halte. Aber wie unaktuell das alles ist, sehen Sie daran, dass es immer noch das alte Buga-Logo ist. 😉 Ich muss das mal ändern. Danke für Ihren Input und Ihre Gesprächsbereitschaft!