Frank Zimmer

„Ich wollte, dass es weitergeht“

Heinz-Willi Eichner, Bacharach. Foto: Jago Eichner

Mittelrheiner wie Heinz-Willi Eichner sind selten geworden. Der frühere Boehringer-Mitarbeiter hat sich neben seinem Pendler-Job jahrzehntelang in seiner Heimatstadt Bacharach engagiert. Eichner war SPD-Vorsitzender, Stadtrat und ehrenamtlicher Beigeordneter, als die CDU in Rheinland-Pfalz noch unbesiegbar schien. Nach dem Regierungswechsel in Mainz 1991 machten manche Kommunalpolitiker Karriere, der junge Kamp-Bornhofener Gemeinderat Roger Lewentz zum Beispiel. Eichners Ding war das nicht. Er blieb in Bacharach und kümmerte sich um Haus und Familie. Jetzt ist er 70 und hat noch einmal eines der wichtigsten Ehrenämter der Region übernommen, den Vorsitz des Bauvereins Wernerkapelle. Der Verein hat das inoffizielle Wahrzeichen des Mittelrheintals in den 80er und 90er Jahren vor dem Verfall gerettet und sorgt für dessen Erhaltung. „Ich wollte, dass es weitergeht“, sagt Eichner. 7 Fragen an einen Kümmerer und Menschenversteher.

Heinz-Willi, in Bacharach giltst du als der beste Bürgermeister, den die Stadt nie hatte. Warum hast du dich aus der Kommunalpolitik zurückgezogen?

(Schmunzelt) Alles hat seine Zeit. Ehrenamt kostet viel, viel Kraft und man braucht Rückhalt.

Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz und vermutlich werden wieder händeringend Kandidaten gesucht. Wie könnte man das Ehrenamt attraktiver machen?

Da wissen selbst Fachleute keine Antwort. Es finden sich immer wieder Bürger, die sich in Projekten engagieren, aber Engagements über einen langen Zeitraum sind nicht mehr so populär. Gleichzeitig sind die Erwartungen der Bürger an ehrenamtliche Kommunalpolitiker immens hoch und nicht leistbar.

Auch die Vereine haben Nachwuchssorgen, Du hast den Vorsitz beim Bauverein Wernerkapelle übernommen. Aus voller Überzeugung oder weil es sonst keiner machen wollte? 

Ich denke, ich habe von ganzem Herzen das Amt übernommen. Ich war von Anfang an dabei, also schon Gründungsmitglied, und ich wollte, dass es so, wie es war, weitergeht

Dein Vorgänger Peter Keber hat den Verein jahrzehntelang geprägt. Ihr habt einen Dokumentarfilm mit ihm gedreht und auf YouTube veröffentlicht. Wie lief die Produktion und wie ist die Resonanz?

Auf den Film bin ich sehr stolz, denn es war meine Idee und ichwar froh, dass der Vorstand gleichfalls dafür war. Mit den beiden Filmemachern, Dennis Meurer und Franziskus Weinert aus Oberwesel, haben wir Partner gefunden, die gespürt haben, um was es bei der Wernerkapelle und in dem Film geht. Ich freue mich über die tolle Resonanz, viele, auch vor Ort, konnten nachspüren, mit welcher Beharrlichkeit Peter Keber dieses Projekt vorangetrieben hat.

Kommt noch mehr Marketing für die Kapelle und den Verein?

Marketing klingt für mich so kommerziell, es ist ja eher eine Botschaft, die von der Ruine ausgeht. Aber ja, mit dem Film haben wir die Wernerkapelle wieder in den Fokus gerückt. Als nächstes soll er auf Englisch synchronisiert werden, es sind Hinweisstelen auf der Wernerkapelle in Planung, bei der der Film, aber auch Infos zur Kunstinstallation „Rotes Fenster“ über QR-Code abgerufen werden kann.

Die Wernerkapelle ist ein Logenplatz im Mittelrheintal. Welche Veranstaltungen sind dort möglich?

Grundsätzlich sind auf der Wernerkapelle alle Veranstaltungen denkbar, die mit der Würde des Ortes vereinbar sind: wir haben immer wieder Trauungen, Theater, Konzerte aber auch Weinevents, alles Veranstaltungen, die nicht in erster Linie kommerziell ausgerichtet sind.

Und welches Event würdest du dir dort ganz persönlich wünschen?

Gute Frage, ein Jazzkonzert, mit Bläsern und viel Power, eine Oper als Film-Event aber auch gerne mal wieder eine eher leise Lesung. Ach ja, und eigentlich sollte auch ein Konzert mit unseren lokalen Künstlern dort stattfinden, so war es vor Corona geplant, das könnten wir mal angehen.
Foto: Jago Eichner

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