Begrünte Bundesstraßen mit breiten Fahrradwegen sind eine schöne Idee, aber in Bingerbrück kollidiert sie gerade mit der Mittelrhein-Realität. Dort soll die Koblenzer Straße nach allen Regeln der Planungskunst umgebaut werden. Falls Ihnen dieser häufige Straßenname nichts Konkretes sagt: Es ist die Buckelpiste, die durch den Ort hindurch rheinabwärts führt. Sie geht aus der so genannten „Darmverschlingung“ hervor, Bingerbrücks legendär unübersichtliche Kreuzung. Natürlich wäre es ungerecht, die Fortsetzung der „Darmverschlingung“ zum Darmausgang unter den Straßen zu erklären, aber es fehlt nicht viel. Dieser Abschnitt der B9 ist jedenfalls nicht der Schönste und kein passendes Entrée ins Welterbetal. Bis zu Buga 2029 soll das anders werden. Das Problem ist: Die rheinland-pfälzische Straßenbauverwaltung („Landesbetrieb Mobilität“) hat so viel Raum für Radfahrer und für Bäume vorgesehen, dass Dutzende von Parkplätzen wegfallen. Im Bingerbrück will jeder eine schönere Koblenzer Straße, nur nicht zu so einem Preis. Es geht nicht nur um Parkfläche für Anwohner. Im Stadtteil fürchtet man auch um die letzten verbliebenen Geschäfte. Noch gibt es eine Apotheke, eine Bank, eine Poststelle und – last but not least – den hervorragenden Metzger Martin. Laut „AZ“ ist man vor allem wegen des geplanten Radwegs in Rage, denn es gibt schon einen am Rheinufer. „Wozu brauchen wir hier einen zusätzlichen Radweg? Wenn jemand ins Rheintal will, kann er unten entlang radeln“, zitiert die Zeitung eine aufgebrachte Geschäftsfrau. Der Bingerbrücker Johannes König bringt es wahrscheinlich auf den Punkt: „Es fehlen kreative Ideen“. Allgemeine Zeitung (€), Landesbetrieb Verkehr (Pläne für Bingerbrück)
Das Bingerbrück-Foto stammt vom Torsten Silz
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