Gastronomie und Einzelhandel sind die wirklich systemrelevanten Branchen am Mittelrhein. Ohne Läden und Lokale sterben die Innenstädte im Welterbetal aus, die Touristen bleiben auf ihren Schiffen oder gleich ganz zu Hause und es gibt auch keinen Grund mehr, in den historischen Ortskernen zu wohnen. Umso wichtiger sind private Investitionen in alte und neue Gewerbebetriebe. Existenzgründer sind am Mittelrhein schon froh, wenn bürokratische Auflagen ihnen nicht das Geschäft abwürgen, aber manchmal leistet die öffentliche Hand auch Starthilfe. In St. Goar etwa hat der amtierende Mittelrhein-Weinkönig Felix Grün gerade den Jackpot für sein Vinotheken-Projekt „Weinhaus Grün“ geknackt. Er bekommt fast 100.000 Euro Zuschuss aus dem EU-weiten LEADER-Programm. Grün und sein Mann Daniel sanieren gerade einen aufgegebenen Spielzeugladen in St. Goar. Dort wollen sie im kommenden Jahr einen Mix aus Weinbar und Weinhandel eröffnen; es wäre eine willkommene Auffrischung für die trist gewordene Heerstraße. Das LEADER-Geld deckt nur den kleineren Teil der Kosten. Den Löwenanteil – knapp 150.000 Euro – bringen die Jung-Unternehmer selbst auf. Weitere LEADER-Mittel gibt es u. a. für den Rathausverein Osterspai (17.500 Euro für den Innenausbau des Gewölbekellers) und für die Ortsgemeinde Breitscheid (18.000 Euro für das „Backes“). Die Förderung eines mobiles Ausschankwagens aus Boppard wurde dagegen abgelehnt – „nach ausführlicher Diskussion“, wie es in der Pressemitteilung der zuständigen Gremiums „Lokale Aktionsgruppe Welterbe Oberes Mittelrheintal“ heißt. Die „LAG“ ist organisatorisch am Zweckverband Welterbe angebunden und setzt sich aus Vertretern von Behörden, Sozialeinrichtungen, Wirtschaftsverbänden, Vereinen und Kulturinitiativen zusammen. Die Sitzungen sind öffentlich. Per Mail (Pressemitteilung), Lokale Aktionsgruppe (LAG-Website), SWR (TV-Bericht über das Projekt von Felix Grün, März 2025)
Screenshot: SWR
Alle wollen nach Osterspai
Osterspai hat für seinen „Langhalsweg“ nicht nur den Titel „Deutschlands schönster Wanderweg“ gewonnen, es kommen auch mehr Gäste als erträumt. Laut „RZ“ machten sich im vergangenen Jahr über 23.000 Wanderer auf den Langhalsweg. „Damit hat hier wirklich keiner gerechnet“, zitiert die Zeitung Ortsbürgermeister Sebastian Reifferscheid. Er hatte die Idee für die 8 Kilometer lange Route und setzte mit rund 20 ehrenamtlichen Helfern alles in die Tat um – originelle Stationen wie Glückssteine und gekühltes Bier inklusive. Im Ort gibt es mittlerweile einen Wanderparkplatz und einen kleinen Selbstbedienungsladen mit Langhals- Souvenirs. Gezahlt wird per Paypal oder auf Vertrauensbasis. Rhein-Zeitung (€), Ortsgemeinde Osterspai (über den Langhalsweg)
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