Der neue Eigentümer der Loreley-Fähre rechnet offenbar nicht mit einen schnellen Brückenbau zwischen Wellmich und Fellen. Man werde den Fährverkehr „weiterhin zuverlässig aufrecht erhalten“, teilte der Geschäftsführer der Flensburger Reederei FRS Tim Kunstmann auf Anfrage von Mittelrheingold mit. Ein Urteil über öffentliche Investitionen stehe ihm nicht zu, aber, jeder könne sich – O-Ton – „selbst eine Meinung über die Geschwindigkeit von Bauprojekten in der aktuellen Zeit bilden.“ FRS hatte am Dienstag die Übernahme der St. Goarshäuser Fähre bekannt gegeben. Dem Unternehmen gehört seit kurzen auch die Fähre zwischen Ingelheim und Oestrich-Winkel. FRS beschäftigt weltweit rund 1.500 Mitarbeiter und unterhält eine Flotte von 70 Schiffen, darunter mehrere Elektrofähren. Für Gespräche über weitere Zukäufe sei man „immer offen“, so Reedereichef Kunstmann. 2021 hatten die alteingesessenen Fährbetreiber am Mittelrhein, darunter Klaus Hammerl aus St. Goarshausen, noch düstere Zukunftsszenarien entworfen. Bei einem Brückenbau würde je nach Lage der Fähre zwischen 20 Prozent und 100 Prozent Umsatz wegbrechen, hieß es damals in einem Brief an die Mainzer Landesregierung. Über den Stand der Brückenplanungen ist schon längere Zeit nichts mehr nach außen gedrungen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Raumordnungsverfahrens durch das Innenministerium ist mittlerweile das Wirtschafts- und Verkehrsministerium von Daniela Schmitt (FDP) am Drücker. Von dort ist seit über einem Jahr wenig zu hören. Anfragen von Mittelrheingold an das Ministerium und an den operativ zuständigen Landesbetrieb Mobilität blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Im vergangenen Oktober hatte sich bereits Bürgermeister Mike Weiland von der Verbandsgemeinde Loreley an die Ministerin gewandt und darüber per Pressemitteilung berichtet. Über eine Antwort ist nichts bekannt. Statement von Tim Kunstmann (per Mail), Mittelrheingold (Übernahme der Loreley-Fähre, Januar 2025), BEN-Kurier (Weiland-Brief, Oktober 2024)
Foto: Henry Tornow / Romantischer Rhein
Es gibt noch Geld in Mainz
Apropos Landesregierung Rheinland-Pfalz: Innenminister Michael Ebling war diese Woche im rheinland-pfälzischen Teil des Welterbetals so willkommen wie noch nie. Laut „RZ“ verteilte er in insgesamt rund 15 Millionen Euro aus unterschiedlichen Fördertöpfen. Boppard bekam den dicksten Brocken: 8,3 Millionen für die Neugestaltung der Rheinallee. „Es kommt noch mehr“, versprach Elbling. Boppard kann’s gebrauchen, denn die Stadt rechnet mit 20 Millionen Euro Kosten für das Rheinufer und weitere Projekte. In den vergangenen Jahren hatte sie bereits enorme Summen für das historische Karmelitergebäude und die Burg aufgewendet. 3 Millionen Euro gehen nach Lahnstein, zusätzlich zum Buga-Budget. Oberwesel bekommt 1,3 Millionen für Rheinufer und Stadtkern, St .Goar 1,4 Millionen für Burg Rheinfels und den Höhenort Biebernheim und Bingen 949.000 Euro u. a. für Bingerbrück. Für Bacharach sind diesmal nur 64.000 Euro übrig. Damit sollen u. a. private Investitionen im Stadtkern gefördert werden. Rhein-Zeitung (€)
Foto des Tages
Jetzt den Mittelrheingold-Newsletter abonnieren
Mittelrheingold Auslese: Jeden Freitag die wichtigsten Mittelrhein-Themen auf einen Blick. Hier geht’s zum kostenlosen Abo.
Luftbrücke:
Offenbar ist die Brückenplanung also nicht ernst zu nehmen. Wenn ein großes Unternehmen hier übernimmt, dann doch nicht in dem Glauben, dass die gerade aquirierte Tochterfirma in wenigen Jahren kein Geschäftsmodell mehr hat. Die Bevölkerung vor Ort wird seit Jahrzehnten hingehalten, immer mal wieder taucht das Brückenthema auf, aber niemand verfolgt es ernsthaft genug. Damit meine ich auch uns vor Ort. Es gibt die seltsame Initiative Pro Rheinpassagen, die, zumindest, wenn es darauf ankam, viel lauter war, als die Brückenbefürworter. Die Bevölkerung ist sowieso fragmentiert, verzettelt sich im Klein-Klein und verliert dabei die möglichen Existenzgrundlagen unserer Siedlungen aus den Augen.
Zu beglückwünschen ist sind jedenfalls FRS und Familie Hammerl/Lanius, wenn die es geschafft haben, eine Übergabe des Unternehmens durchzuführen, ohne die Privilegien zu verlieren, die bisher existierten, braucht der Betrieb weiterhin außer einer Brücke nichts zu fürchten, zumindest keine Konkurrenz.