Lahnstein ist nicht die erste Klinik, die am Mittelrhein schließen muss. Aber die Art und Weise müsste selbst dem härtesten Sanierungsprofi peinlich sein. SWR und „Rhein-Zeitung“ berichten übereinstimmend, was sich diese Woche im St. Elisabeth-Krankenhaus abgespielt hat. Das Aus kam so schnell, dass Patienten Knall auf Fall entlassen und Operationen abgesagt werden mussten. „Uns ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Das sind alles Leute, die sind zum Teil hier ausgebildet worden. Seit 45 Jahren arbeiten sie in diesem Haus und erfahren dann also innerhalb von einer Woche, dass sie gar nicht mehr kommen brauchen“, zitiert der Sender den Lahnsteiner Orthopäden Dietmar Dömling. Mit Ausnahme der Psychiatrie werden alle Abteilungen der insolventen Klinik geschlossen. 180 Mitarbeitende verlieren ihren Job, zahllose OP-Termine sind geplatzt. Im deutschen Arbeitsrecht ist ein so kurzfristiger Kahlschlag eigentlich nicht möglich, aber weil das Krankenhaus unter Insolvenzverwaltung steht, gibt es jetzt kein Halten mehr. Neuer Eigentümer soll der katholische Klinikkonzern Barmherzige Brüder Trier (BBT) werden. Er betreibt u. a. Krankenhäuser in Koblenz und Montabaur; in Lahnstein ist er nur an der Psychiatrie interessiert. Auf der anderen Rheinseite in Boppard ist ein solcher Absturz nur schwer vorstellbar. Das dortige Krankenhaus gehört zwar zum ebenfalls maroden „Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein“ (GMK), aber dessen Mehrheitsanteile liegen bei der Stadt Koblenz und dem Kreis Mayen-Koblenz. Weder Stadt noch Kreis werden sich die Blöße geben, ein eigenes Unternehmen pleite gehen zu lassen und mehrere 1000 Arbeitsplätze abzuschreiben – schon gar nicht vor der Kommunalwahl im Juni. Wahrscheinlicher ist eine politische Lösung, bei der Risiken und finanzielle Lasten verteilt werden, z. B. durch den Einstieg weiterer Kreise (Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn) als Gesellschafter, verbunden mit viel Geld aus Mainz. Zur GMK-Gruppe gehört auch das Krankenhaus in Nastätten, demnächst das einzige verbliebene im Rhein-Lahn-Kreis. Auf der Online-Plattform change.startete unterdessen eine Petition für den Erhalt des GMK durch die Kommunen. gestartet. Titel: „Gesundheit ist keine Ware“ . Bis Freitagnachmittag kamen fast 4.000 Unterschriften zusammen. 5.000 sind das Ziel. Rhein-Zeitung (€), SWR, Change (Online-Petition)
Foto: Thomas Hoffmann / Creative Commons
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