Hitzewellen kosten in Deutschland pro Sommer bis zu 20.000 Menschenleben. Städte wie Koblenz arbeiten bereits an Krisenplänen, um ihre Bürger rechtzeitig zu warnen, kostenloses Trinkwasser im öffentlichen Raum bereitzustellen und kühlere Schutzräume wie Kirchen oder Museen zu öffnen. Anderswo im Mittelrheintal ist das Thema noch nicht angekommen. In Boppard gibt es laut Pressesprecherin Denise Bergfeld „noch keine Überlegungen für die Entwicklung eines kommunalen Hitzeschutzplans.“ Ähnlich sieht es in Bingen aus. Es stehe aber „die Überlegung einer Hitze-Kampagne für Bürger im Raum“, teilte Büroleiter Jürgen Port auf Anfrage von Mittelrheingold mit. Die Verbandsgemeinde Loreley verweist auf allgemeine Klimaschutzmaßnahmen wie die Aktion „Grüne Verbandsgemeinde Loreley“. Ein Hitzeschutzplan liegt aber auch dort nicht in der Schublade. In Lahnstein wird man etwas konkreter. „Wir sind uns in Lahnstein der Wichtigkeit des Hitzeschutzes und der Bedeutung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Planung bewusst“, sagt Oberbürgermeister Lennart Siefert. Die Stadt wolle entsprechende Initiativen entwickeln, heißt es: Klimagerechte Maßnahmen bei Neu- und Umbauten, Schutz und Erweiterung von Grünflächen und Informationsangebote für Bürger. Das Problem ist: Überall fehlt es an Geld und Personal. Rüdesheim ist ein typisches Beispiel und Bürgermeister Klaus Zapp redet nicht drumherum: „Wir haben nichts, was den umfassenden Arbeitstitel ‚Kommunales Hitzeschutzprogramm‘ verdienen würde“. Die finanzschwache Stadt würde im Ortsteil Eibingen gern ein schattenspendendes Arboretum mit Bäumen und Sträuchern nach den Überlieferungen Hildegards von Bingen anlegen. Ohne Fördermittel ist das Projekt aber nicht zu stemmen. Zapp hofft auf die Bundesgartenschau, die Rüdesheim besonders im Blick hat. Dort soll es weniger um saisonale Optik als um nachhaltige Begrünung gehen. Die Wählervereinigung „Gemeinsam für Rüdesheim“ (GfR) kämpft schon jetzt für mehr Grün in der Stadt. GfR-Fraktionschef Mario Neumann beruft sich auf die aktuelle Verschärfung des Hessischen Naturschutzgesetzes, die Schottergärten und sinnlose Flächenversiegelung verbietet. Die Idee einer städtischen Begrünungssatzung nach dem Vorbild von Frankfurt und Mainz kommt demnächst in der Stadtverordnetenversammlung auf den Tisch. Per E-Mail
„Einfach nur Brot backen“
Die Lahnsteiner Bäckerei Kugel ist Geschichte, aber 70 Kilometer weiter stromabwärts in Bonn lebt das Beste davon weiter. Dort führt Max Kugel, der Sohn des früheren Firmenchefs, einen eigenen Betrieb nach eigenen Regeln. Das Prinzip ist so simpel wie gut: Kugel will nicht der größte Bäcker sein, sondern einfach nur die besten Brote backen. In seinem Laden gibt es 10 Sorten Brot und sonst nichts. Gerade hat er ein Buch veröffentlicht: „Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten“. Kugel junior beschreibt darin seinen Weg vom Firmenerben zum produktverliebten Handwerker alter Schule. O-Ton: „Der Brot-Duft aus dem Ofen soll die Menschen wieder erreichen – von Bäckern, die einfach Bock haben, nur Brot zu backen“. Kugels Vater Heinz wählte einen anderen Weg. Er setzte alles auf Wachstum, übernahm sich dabei und verlor die Firma, die schließlich von der Bäckereikette Lohners geschluckt wurde. Rhein-Zeitung (€, Interview mit Max Kugel), YouTube (Buchvorstellung)
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