Braubach ist nicht das erste, was einem beim Begriff „Perle der Rheinromantik“ einfällt. Dabei hat der Ort eine Menge zu bieten. Es gibt eine malerische Altstadt, hervorragende Gastronomie und das wahrscheinlich einzige unzerstörte Residenzschloss im Welterbetal, die Philippsburg. Wenn kleinere Kommunen wie Bacharach, St. Goar oder Kaub trotzdem noch ein bisschen bekannter sind, dann liegt das nicht an Braubach, sondern an der Marksburg. Die Braubacher Burg stellt ringsherum alles in den Schatten, auch die eigene Stadt. Ein Blick auf Braubach lohnt sich in jedem Fall, denn unterhalb der Marksburg ballen sich gerade die typischen Mittelrhein-Probleme – und irgendwann hoffentlich die Lösungen. Das Braubach-Problem Nr. 1 – abgesehen vom Bahnlärm – wird seit vielen Jahren diskutiert, aber immer noch ohne Ergebnis: Der Durchgangsverkehr mitten in der Stadt. Braubach bräuchte eine Umgehungsstraße, aber der Eingriff in die Landschaft wäre so gravierend, dass sich keine Politiker traut. Dann die energetische Sanierung alter Bausubstanz. Was fast überall in Deutschland gewünscht und gefördert wird, ist in Braubach schwierig. Gerade hat der Stadtrat mit denkbar knapper Mehrheit die fachgerechte Wärmedämmung eines Privathauses abgelehnt – die neue Außenhülle hätte das Gebäude 10 bis 12 Zentimeter in den Gehweg hineinragen lassen und damit eine DIN-Norm verletzt. In derselben Sitzung fiel ein Antrag auf Photovoltaik auf einem Balkon durch, weil der Denkmalschutz tangiert wäre. Laut „RZ“ hatte Stadtbürgermeister Joachim Müller bei beiden Entscheidungen Bauchschmerzen. In Sachen Photovoltaik hofft Müller auf technischen Fortschritt und einfacheres Baurecht. Neuere Photovoltaik-Anlagen fallen vor allem bei Schieferdächern wenig auf, darum rechnen Experten demnächst mit liberaleren Regeln in Denkmalschutzzonen. Bleibt noch ein weiteres Braubach-Thema: Es gibt viele Autos (s.o.), aber kaum Parkplätze. Kulanterweise hatte der Discounter Netto seinen Kundenparkplatz am Wochenende und über Nacht zur Verfügung gestellt. Weil einige Anwohner die Fläche als Open-Air-Garage missbrauchten, wird mittlerweile per Kamera-Überwachung darauf geachtet, dass niemand länger als 30 Minuten hält. Laut „RZ“ kämpft die Braubacher CDU jetzt für den Bau eines Parkdecks. Rhein-Zeitung (Sanierung, €), Rhein-Zeitung (Parken, €)
Braubach-Foto: Henry Tornow / Romantischer Rhein
(Bewegt)-Bild des Tages
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